Wie die Steiermark ein unternehmerisches Land bleibt: BILDUNG

Einen Betreuungsplatz für das eigene Kind zu finden, ist in der Steiermark wahrlich kein Kinderspiel. Gemessen an der Zahl der Betreuungsplätze ist die grüne Mark bei Klein- und Kindergartenkindern gleich doppeltes Schlusslicht im Österreichvergleich. Doch nicht nur in der Elemantarbildung hakt es, auch in Sachen Digitalisierung, der Zahl der Lehrpersonen und der Integration gibt es Verbesserungsbedarf.

Zuletzt aktualisiert am 13.12.2024, 14:45


Das heimische Bildungssystem sieht sich mit großen Herausforderungen  in unterschiedlichen Bereichen konfrontiert: Diese reichen von der Digitalisierung und Förderungen der Grundkompetenzen über die Integration von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache in den Unterricht bis hin zu einem Mangel an Pädagog:innen und Lehrpersonen. Darüber hinaus gilt es das vorhandene Arbeitskräftepotenzial bestmöglich zu entwickeln und dem bestehenden Arbeitskräftemangel auch auf bildungspolitischer Ebene zu begegnen, sofern wir die wirtschaftliche Basis für unseren Wohlstand erhalten möchten. Bildung muss neu gedacht werden, wenn die Steiermark als Wirtschafts- und Lebensstandort wettbewerbsfähig bleiben will. Kinder und Jugendliche verdienen dabei besondere Aufmerksamkeit, denn sie sind die Leistungs- und Entscheidungsträger:innen von morgen. Um junge Talente zu entdecken, zu fördern und zu begleiten, braucht es ein zielgerichtetes Maßnahmenbündel und vor allem Mut zur Veränderung.

Besuchsquoten in Kindertagesheimen 2022/2023

Die Steiermark hat im Bereich des Angebotes an elementarpädagogischen Einrichtungen deutlichen Aufholbedarf! Gemessen an den Besuchsquoten im Bereich der Klein- und Kindergartenkinder ist die Steiermark doppeltes Schlusslicht im Österreichvergleich.

Quelle: Statistik Austria, Kindertagesheimstatistik 2022/2023.

Konkrete Vorschläge und Maßnahmen für die Bildung:

Elementarbildung – mehr als nur Betreuung

  • Imagekampagne und Ausbildungsoffensive – den gesellschaftlichen Mehrwert der Elementarbildung aufzeigen!
    Das Image der Berufsgruppe – Betreuer:innen sowie (inklusive) Elementarpädagog:innen – muss in der öffentlichen Wahrnehmung verbessert werden. Angelehnt an die bundesweite Ausbildungsoffensive „Klasse Job“ sollten auch in der Steiermark die Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierepfade aufgezeigt werden.
  • Rahmenbedingungen für Personal verbessern – Fachpersonal entlasten, Bürokratie abbauen und Perspektiven schaffen!
    Der Dokumentationsaufwand muss deutlich reduziert und unter der Verwendung sinnvoller digitaler Hilfsmittel vereinfacht werden (z.B. KinWEB neu). Darüber hinaus müssen Entwicklungsperspektiven für das Personal aufgezeigt und die Leiter:innenfunktion neu gedacht werden.
  • Ausbau und Flexibilisierung der VIF-konformen Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsinfrastruktur – echte Wahlfreiheit für Eltern in der Steiermark schaffen!
    Die Steiermark ist in puncto Kinderbetreuungsquote doppeltes Schlusslicht in Österreich. Um eine echte Wahlfreiheit für Eltern zu schaffen, ist es nicht nur notwendig, einen Versorgungsauftrag auf Gemeindeebene gesetzlich zu verankern, sondern auch, dass das Land Steiermark aktiv seine Steuerungsfunktion wahrnimmt und mittelfristig die Elementarbildung in Landeskompetenz übergeführt wird.
  • Finanzierung sicherstellen, Förderwesen NEU denken – Investitionen in die Kinderbildung und -betreuung sind Investitionen in die Zukunft!
    Die Bereitstellung einer zeitgemäßen Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsinfrastruktur erfordert die Sicherstellung der dafür notwendigen finanziellen Mittel auf Landessebene und die Schaffung eines gerechteren Systems der Finanzierung (mittelfristige Überführung der Elementarbildung in Landeskompetenz). Auch attraktive und träger:innenfreundliche Förderinstrumente/-modalitäten würden einen Anreiz für den Ausbau setzen.
  • Bildungsfunktion stärken – Einrichtungen der Elementarpädagogik als Bildungseinrichtungen wahrnehmen!
    Einrichtungen der Elementarpädagogik haben nicht nur eine Betreuungsfunktion, sondern sind gleichzeitig erste Bildungsstätten für die Jüngsten unserer Gesellschaft. Sie fördern unsere Kinder auf sozialer, emotionaler, motorischer, sprachlicher sowie kognitiver Ebene und legen damit die Basis für einen gelingenden Übertritt in das Schulsystem (z.B. Förderung der Bildungssprache Deutsch sowie naturwissenschaftlicher-technischer Kompetenzen).

Schulisch-akademische Bildung – Exzellenz statt Durchschnitt

  • Ausbildungsoffensive – exzellente Bildung braucht engagierte Lehrkräfte!
    Das heimische Schulsystem leidet zunehmend unter einem Mangel an Lehrkräften. Um diesem zu begegnen, sollten in Anlehnung an die Bundesinitiative „Klasse Job“ auch in der Steiermark die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten aufgezeigt werden  – vor allem auch für interessierte Quereinsteiger:innen.
  • Zukunftsfit – MINT-Kompetenzen fördern!
    MINT-Kompetenzen gelten als Kernkompetenzen für den technologischen Fortschritt und die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Auf diese sollte daher in unserem Bildungssystem (bereits ab der Elementarbildung!) besonderes Augenmerk gelegt werden.
  • Selbstverständlich selbständig – wirtschaftliches und unternehmerisches Denken stärker im Schulsystem verankern!
    Die volks- und betriebswirtschaftliche Allgemeinbildung muss im heimischen Schulsystem wieder verstärkt in den Mittelpunkt rücken. Die Wirtschaft ist ein wesentlicher Teil des täglichen Lebens, weswegen es notwendig ist, jungen Menschen jene Kenntnisse zu vermitteln, mit deren Hilfe sie sich in ihrem privaten und zukünftigen beruflichen Umfeld orientieren können.
  • Internationale Schule Steiermark – Internationalisierung muss sich auch in der Bildungslandschaft widerspiegeln!
    Die Steiermark zeichnet durch eine stark international orientierte Wirtschaft aus. Das spiegelt sich auch in den Anstrengungen der Wirtschaft wider, ausländische Spitzenkräfte für die Steiermark zu begeistern. Um die Standortattraktivität für diese Zielgruppe zu erhöhen und den Familiennachzug zu erleichtern, ist ein internationales Bildungsangebot (z.B. International Baccalaureate) unerlässlich. Der auf Landesebene begonnene Strategieprozess muss daher in der neuen Legislaturperiode fortgesetzt werden und die dafür notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen (ab der Primarstufe) geschaffen werden.
  • Sommerschule – Lerngewinn statt Lernverlust!
    Mit einem flächendeckenden Sommerschulangebot für alle Schüler:innen könnte nicht nur Defiziten im Bereich der Basisbildung begegnet werden, sondern auch die individuellen Potenziale unserer Jugend entdeckt und gefördert werden.
  • Nachmittagsbetreuung – echte Wahlfreiheit für Eltern schaffen!
    Berufstätige Eltern/Erziehungsberechtigte schulpflichtiger Kinder sind häufig auf eine institutionelle Nachmittagsbetreuung angewiesen. Ein flächendeckendes und qualitätsvolles Betreuungsangebot ist auch für Schulkinder zu gewährleisten, um Eltern/Erziehungsberechtigten die Ausübung einer Vollzeiterwerbstätigkeit zu ermöglichen.

Bildungs- und Berufsorientierung – Talente entdecken und fördern

  • Öffentliche Wahrnehmung erhöhen – Bildungs- und Berufsorientierung als gesellschaftlich relevantes Thema positionieren!
    Gerade in turbulenten Zeiten ist es notwendig, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen jene Lebenskompetenzen zu vermitteln, die für eine eigenverantwortliche Gestaltung ihrer Bildungs- und Berufslaufbahn und damit für die Entfaltung ihrer Talente notwendig sind. Im öffentlichen Diskurs sollte daher der Stellenwert der Bildungs- und Berufsorientierung erhöht und diese als gesellschaftlich relevantes Thema positioniert werden.
  • Zielgruppenorientiert – frühzeitig ansetzen und als lebenslangen Prozess verstehen!
    Bereits im Kindergartenalter kann durch spielerische Maßnahmen das Interesse an Themen geweckt und individuelle Stärken gefördert werden. Auch das Kennenlernen von Berufen ist spätestens ab dem Volksschulalter möglich. Die steirische BBO-Landschaft ist vielfältig, dennoch besteht ein Bedarf an maßgeschneiderten BBO-Angeboten (insbesondere für Kindergärten, Volksschulen und die Allgemeinbildenden höheren Schulen).
  • Entdeckungszeit – Ferienzeit sinnvoll nutzen!
    Die Ferienzeit – vor allem in den Sommermonaten – sollte verstärkt für die Entdeckung und Förderung der individuellen Talente herangezogen werden. Mit Unterstützung externer Partner:innen müssen Kinder und Jugendliche die Möglichkeit erhalten, in unterschiedliche Themenbereiche hineinzuschnuppern – unabhängig vom jeweiligen sozioökonomischen Status der Erziehungsberechtigten.
  • BBO als eigenes Unterrichtsfach – beginnend bei der Volksschule bis hin zur AHS-Oberstufe!
    An Österreichs Schulen kann die Bildungs- und Berufsorientierung als eigenes Fach (Mittelschulen) oder integrativ (AHS) erfolgen. Ein ausschließlich integrativer BBO-Unterricht weist jedoch Nachteile auf: Aufgrund dessen sollte langfristig die flächendeckende Einführung eines eigenen Unterrichtsfaches für die Bildungs- und Berufsorientierung angedacht werden.

Berufliche Bildung – stets am Puls der Zeit

  • Gleichwertigkeit von schulisch-akademischer und beruflicher Bildung weiter vorantreiben!
    Im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) wurde die Meisterqualifikation und der Abschluss eines Bachelorstudiums demselben NQR-Qualifikationsniveau zugeordnet. Um die Gleichwertigkeit beruflicher und schulischer/akademischer Bildungswege auch auf Finanzierungsebene zum Ausdruck zu bringen, bedarf es jedoch einer bundesweit einheitlichen, möglichst unbürokratischen Regelung.
  • Berufsschulen modernisieren und attraktive Alternativen für Maturant:innen und Erwachsene!
    Zu den Hauptstoßrichtungen eines modernen Berufsschulwesens zählen vorrangig die Fortsetzung der bundeslandübergreifenden Kooperationen zwischen Steiermark und Kärnten sowie die Möglichkeit der Schaffung eigener Maturant:innen-Klassen bzw. die Implementierung alternativer Ausbildungsangebote für diese Zielgruppe.

 

FAZIT: Eine zukunftsweisende Bildungspolitik

  • sichert eine qualitätsvolle Grund-, Aus- und Weiterbildung unter Berücksichtigung der jeweiligen Talente,
  • unterstützt den wirtschaftlichen Fortschritt durch Berücksichtigung aktueller und zukünftiger Trends
  • und stärkt ganz selbstverständlich Kompetenzen wie Leistungsbereitschaft, Selbständigkeit und Eigenverantwortung.

Das vollständige Forderungspapier ist hier abrufbar und enthält Anliegen in den Themenbereichen:

  • Umwelt- und Energierecht
  • Energieversorgung
  • Infrastruktur für Alternativenergie
  • Investitionsklima
  • Einbindung der Sozialpartner
  • Landesstrategien sowie Sachprogramme.