Wie die Steiermark ein unternehmerisches Land bleibt: FORSCHUNG, TECHNOLOGIE UND INNOVATION

Die Steiermark ist innerhalb von Österreich das führende Bundesland bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Die F&E-Quote liegt mit mehr als 5% an der Spitze des Bundesländerrankings.

Zuletzt aktualisiert am 09.12.2024, 15:19


Drei Viertel der Gesamtausgaben für F&E werden von Unternehmen getragen, ein Viertel von der öffentlichen Hand. Das Zusammenspiel von privat und öffentlich finanzierter Forschung funktioniert in der Steiermark sehr gut, was u.a. in der im Bundesländervergleich höchsten Dichte an Kompetenzzentren zum Ausdruck kommt. Großbetriebe, aber zunehmend auch Klein- und Mittelunternehmen, profitieren von den in der Steiermark situierten Universitäten und Hochschulen. Damit das wissenschaftliche Know-how am Standort Steiermark noch stärker in unternehmerischen Erfolg und Wirtschaftswachstum mündet, müssen auch zukünftig die Rahmenbedingungen aktiv gestaltet und am Puls der Zeit gehalten werden. Gerade aktuelle Herausforderungen – wie z.B. die Energiewende oder der härter werdende internationale Wettbewerb, der die Marktposition heimischer Unternehmen in vielen Branchen und Nischen gefährdet –, erfordern verstärkte Konzentration auf eine der wesentlichen Stärken der Steiermark: Dem Innovations- und Erfindungsreichtum der Menschen unseres Landes!

F&E-Quote im Bundesländervergleich 2021

Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) im Verhältnis zum Bruttoregionalprodukt (BRP) bzw. Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Quelle: JR-POLICIES, WIBIS Steiermark; IWS-Darstellung.

Cluster, Netzwerke, Kompetenz- und Impulszentren als Stärkefelder weiterentwickeln und Synergiepotentiale ausloten

  • Cluster und des Aufgabenportfolios evaluieren!
    Die steirischen Cluster sind im Hinblick auf ihre Aufgabenportfolios zu evaluieren. Die Zielsetzung muss darin bestehen, Synergien zu heben und die Effizienz zu steigern. Das so genannte Cross-Cluster-Management ist auszuweiten und gemeinsame Initiativen der Cluster sind gegenüber Einzelinitiativen zu bevorzugen. Organisatorisch könnte hier eine übergreifende Dachgesellschaft nach dem Vorbild von Oberösterreich dienlich sein.
  • Dachgesellschaft – gemeinsame Cluster- und Netzwerkaktivitäten in der Area Süd verstärken!
    Ein Hebel für das Ausloten von Synergiepotenzialen bei Cluster und Netzwerken ist die AREA Süd – die Steiermark und Kärnten können hier noch stärker kooperieren. Die Cluster Silicon Alps oder Green Tech Valley sind hier bereits mit positivem Beispiel vorangegangen.
  • Stärkefelder im Einklang mit der Förderpolitik weiterentwickeln!
    Die steirische Wirtschaftsstrategie 2030 bietet die Basis, anhand welcher Stärkefelder sich die Steiermark orientieren soll: Mikroelektronik, neue Mobilität, Humantechnologie, Umwelttechnologien und Digitalisierung bzw. die grüne Transformation als Querschnittsmaterien.
  • Das Modell der Kompetenzzentren (COMET) dauerhaft in der F&E-Strategie verankern und finanziell unterstützen!
    Die Steiermark ist mit rund 50% aller österreichischen Kompetenzzentren Spitzenreiterin bei diesem FFG-Programm, das auf Private-Public-Partnerships im F&E-Bereich abzielt. Die Fortführung ausgewählter Zentren ist jedenfalls mit Unterstützung auf Landesebene anzustreben, da wertvolle Strukturen aufgebaut wurden. Die internationale Wahrnehmung der Steiermark als Top-Forschungsstandort sollte in diesem Bereich noch stärker hervorgehoben werden. Für erfolgreiche COMET-Projekte und -Zentren ist eine Fortführung über das FFG-Programm hinaus wünschenswert.

Förderung innovativer Gründer:innen und Start-ups

  • Erarbeitung einer Strategie für die Impulszentren zur Erzielung einer optimalen Auslastung!
    Die Landkarte der steirischen Impulszentren als Immobilienprojekte bzw. Wirtschaftsparks für technologieorientierte Firmen, innovative Gründer:innen und Wachstumsbetriebe ist vom thematischen Fokus in den Regionen her sehr heterogen (vom ZWT in Graz bis hin zum IZ Bad Radkersburg). Ein aktives Standortmanagement dieser Infrastrukturen und eine moderne Ausstattung etwa im Hinblick auf digitale Infrastrukturen ist hier in allen Regionen zu bewerkstelligen. Jedenfalls braucht es eine strategische Auseinandersetzung zur optimalen Nutzung, Auslastung oder Verwertung dieser Immobilien.
  • Start-up Initiativen auf Landesebene koordinieren!
    Die „Startupmark“-Initiative war dazu gedacht, eine stärkere Bündelung der Aktivitäten rund um das Thema Start-ups zu bewirken. Es ist nun an der Zeit, diese Initiative zu evaluieren. Während es in Graz sichtbare Aktivitäten gibt, ist auch zu überlegen, ob der Großraum Bruck-Kapfenberg-Leoben bzw. die regionalen Ballungsräume mit Potential bei diesem Thema nicht stärkere Beachtung als bisher finden sollten. Eine interessante Initiative ist in diesem Zusammenhang das Projekt „Green Startupmark“, das die grüne Transformation in der Obersteiermark, Murau-Murtal, Deutschlandsberg und im Großraum Graz als thematischen Schwerpunkt hat.
  • Vernetzungsaktivitäten zwischen Start-ups, innovativen Gründer:innen, Investor:innen und etablierten Betrieben gezielt unterstützen!
    Kooperationen zwischen Start-ups, etablierten Unternehmen und Investor:innen sind strategisch zu forcieren:
    Die Schaffung einer Match-Making Plattform für Start-ups, innovative Gründer:innen und Investor:innen bzw. ein Markt für Ideen mit Unterstützung bzw. auf Initiative des Landes Steiermark ist anzudenken. Regional übergreifende, internationale Aktivitäten sind zu schaffen.
  • Förderungen und Finanzierungen von Start-ups erleichtern!
    Da gerade bei kleineren Fördersummen die Kosten für die Antragsstellung oft an die 20% (oder mehr) der Fördersumme ausmachen, ist eine Kostenübernahme für externe Berater:innenkosten bzw. für den Aufwand der Antragserstellung in Erwägung zu ziehen. Auch ist der Bürokratieaufwand bei den Start-up-Förderungen zu reduzieren. Landesförderungen wie die Risikokapitalinitiative der SFG sind weiterzuführen.

Synergien zwischen Hochschul- und Wirtschaftsstandort Steiermark gezielt fördern und nutzen

  • Eine gemeinsame Plattform für Inkubatoren schaffen!
    Hubs im universitären Umfeld wie der Science Park Graz, das Zentrum für angewandte Technologie (ZAT) in Leoben, der ZWT Accelerator für Unternehmensgründungen im Life-Science-Bereich mit unmittelbarer Nähe zur Medizinischen Universität Graz, sowie das „Unicorn“ der Universität Graz sind maßgeblich, um Wissen aus der Forschung in wirtschaftliche Anwendungen zu transferieren. Im Hochschulbereich könnten die Spin-off-Aktivitäten unter einem gemeinsamen Dach strategisch behandelt werden.
  • Standortmarketing über die Hochschulen und universitären Spin-offs professionalisieren!
    Die steirische Hochschullandschaft in Verbindung mit den Start-up- bzw. Spin-off-Zentren sollte noch gezielter international vermarktet werden. Dies kann durch eine stärkere internationale Präsenz bei Messen im Ausland bzw. bei Auslandsreisen erreicht werden. Eine Standortagentur oder das Internationalisierungscenter Steiermark (ICS) könnten diese Aufgabe übernehmen.
  • Exzellenzfelder definieren und Spitzen-Forscher:innen vor den Vorhang holen!
    Universitäre Forschungsergebnisse, die internationale Anerkennung genießen, sind ausfindig zu machen und vor den Vorhang zu holen. Im Anschluss an diese Evaluierung sind besondere Exzellenzfelder zu definieren.
  • Hochschulkooperationen in der AREA Süd intensivieren!
    Bestehende Hochschulkooperationen sollten fortgesetzt und ausgebaut werden (Ausbildung der Lehrkräfte, Abstimmung von Curricula, WTZ Süd, …), um folglich das tertiäre Bildungsangebot in der AREA Süd ausbauen und ergänzen zu können. Zusätzlich gilt es die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft weiter zu forcieren und Vorzeige-Projekte wie z.B. Science Fit beizubehalten bzw. auf die gesamte AREA Süd auszudehnen.

Digitalisierungsaktivitäten bündeln und Anwendungen für KMU zugänglich machen

  • DIH Süd fortsetzen und branchenspezifische Angebote entwickeln!
    Das Digital Innovation Hub Südösterreich ist ein Vorzeigeprojekt einer bundeslandübergreifenden Kooperation im Bereich der KMU-Digitalisierung. Diese Initiative hat sich etabliert und sollte ebenfalls fortgeführt werden. Branchenleitfäden bzw. branchenspezifische Angebote sollten im DIH Süd 2.0 entwickelt werden. Synergien mit diversen anderen Aktivitäten (z.B. EDIH-Angebote) sind zu berücksichtigten.
  • Software-Raum für KI-Anwendungen in der Steiermark etablieren!
    Digitalisierung zum Angreifen und Ausprobieren, so könnte das Motto eines eigenen KI-Labs für Unternehmen sein. Der Zugang zu innovativen, effizienzsteigernden Softwareprogrammen im KI-Bereich sollte allen steirischen KMU testweise ermöglicht werden. Dazu ist ein eigenes KI-Lab mit PC-Arbeitsplätzen und Software-Lizenzen einzurichten. Diese Initiative könnte gemeinsam mit dem DIH 2.0 erfolgen und das KI-Lab beim „Center of Excellence“ oder dem WIFI Steiermark eingerichtet werden.
  • „Cyber Security“-Initiative fortsetzen!
    Die Awareness im Bereich „Cyber Security“ ist bei den steirischen KMU weiter zu forcieren, daher sollten die IT-Sicherheitsaspekte für steirische KMU auch weiterhin eine standortpolitische Priorität haben.
  • Digitalisierungsförderungen für Innovationsvorhaben implementieren!
    Das Digital Innovation Hub Südösterreich durfte laut Förderrichtlinien keine Einzel-Innovationsprojekte für Firmen fördern, daher braucht es in Zukunft eine gezielte Anschlussförderung für KMU, die Innovationsvorhaben im Digitalisierungsbereich gezielt umsetzen wollen (als Ergänzung zu KMU Digital auf Bundesebene).
  • Höherwertige Bildungs- und Ausbildungsförderungen im Digitalisierungsbereich für Arbeitnehmer:innen einrichten!
    Gemeinsam mit dem Land Steiermark bzw. der AK sind spezielle, höherwertige Bildungsangebote im Digitalisierungsbereich für Arbeitnehmer:innen zu fördern (etwa im Bereich Datenanalyse und Statistik, Coding, Programmierung).

 

FAZIT: Um den internationalen Anschluss nicht zu verlieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, braucht es daher vor allem

  • eine Weiterentwicklung bestehender Stärkefelder unter Berücksichtigung möglicher Synergiepotenziale in der AREA Süd,
  • eine weitere Forcierung des Wissens- und Technologietransfers von den Hochschulen in Richtung Wirtschaft,
  • sowie die Förderung von innovativen Gründer:innen und Start-ups.

Das vollständige Forderungspapier ist hier abrufbar und enthält Anliegen in den Themenbereichen:

  • Umwelt- und Energierecht
  • Energieversorgung
  • Infrastruktur für Alternativenergie
  • Investitionsklima
  • Einbindung der Sozialpartner
  • Landesstrategien sowie Sachprogramme.