Kostendruck lässt industrielle Wettbewerbsfähigkeit erodieren

Die österreichische Wirtschaft befindet sich in einer anhaltenden Schwächephase, die sowohl durch konjunkturelle Schwankungen als auch langfristige, strukturelle Faktoren bedingt ist.

Zuletzt aktualisiert am 27.11.2024, 09:29


Besonders stark betroffen ist die heimische Industrie. Neben einer schwachen Auslandsnachfrage kämpft sie mit hohen Energie- und Produktionskosten. So sind 2023 die Lohnstückkosten in der Branche um 9,7 % gestiegen – und damit wesentlich stärker als bei den meisten Mitbewerbern. (WIFO 2024a). Auch die Energiepreise werden voraussichtlich mittelfristig auf einem hohen Niveau bleiben (WIFO 2024b). Das führt zu einem laufenden Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit: Laut aktuellen Umfrageergebnissen der Europäischen Kommission berichtet eine außergewöhnlich hohe Zahl an Industrieunternehmen in Österreich von einer verschlechterten Wettbewerbsposition. Mit einem Saldo von -24,8 liegt die Einschätzung auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1996 und deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 3,7. Obwohl alle europäischen Länder mit erschwerten Bedingungen kämpfen, ist die negative Entwicklung in Österreich besonders markant.

Wettbewerbsposition der heimischen Industrie auf historischem Tiefstand

Entwicklung der Wettbewerbsposition der Industrie
Saldo, quartalsweise, saisonbereinigt

Quelle: Business and Consumer Survey der Europäische Kommission, Oktober 2024

Anmerkung: Unternehmen des Bereichs Herstellung von Waren wurden befragt, ob sich ihre Wettbewerbsposition auf ausländischen Märkten in den letzten 3 Monaten verbessert, verschlechtert oder nicht verändert hat. Die Zeitreihe zeigt die Salden der gegebenen Antworten.

FAZIT: Die gestiegenen Energie- und Produktionskosten und die anhaltende wirtschaftliche Schwäche belasten die Industrie, insbesondere die energieintensiven Bereiche. Die historisch schlechte Wettbewerbsposition Österreichs belegt, wie dringend schnelles politisches Handeln erforderlich ist. Produktionsrückgänge in Österreich und Verlagerungen von Produktionslinien in andere EU-Länder, die USA oder China gefährden den heimischen Standort. Attraktive Investitionsanreize, eine spürbare Senkung der Lohnnebenkosten, nachhaltig niedrige und berechenbare Energiepreise sowie weitere Schritte zum Bürokratieabbau sind jetzt die zentralen Hebel, die betätigt werden müssen, um einen weiteren Verlust an Wettbewerbsfähigkeit zu verhindern und die Industrie zu alter Stärke zurückzuführen.