Gastbeitrag

Innovation in Unternehmen: Hoffnung ist keine Strategie!

Die Pandemie hat gezeigt, wie viel Innovation in Unternehmen aus der Steiermark stecken kann. Nicht nur in den Großen, sondern auch KMU’s.

Zuletzt aktualisiert am 27.10.2021, 08:52

Innovation in Unternehmen: Frau mit Virtual Reality Brille blickt in die Zukunft. Copyright: Tierney - stock.adobe.com

In Krisenzeiten trennt sich die Spreu vom Weizen. Wir sehen dann, wie Menschen in Extremsituationen reagieren – einige überraschen als hochkreative Problemlöser und Macher, andere verfallen unvermittelt in Schockstarre. Covid-19 machte dadurch auch sichtbar, welch kreatives Potenzial in Bezug auf Innovation in heimischen Unternehmen liegt. Was wir daraus lernen können? Unternehmen müssen immer wachsam bleiben.

Sie sind wahrscheinlich überrascht, wenn ich an dieser Stelle mit einem Gebet beginne. Es ist das Gelassenheitsgebet vom amerikanischen Theologen Thomas Niebuhr: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Angewendet auf Krisenzeiten bedeutet das: Ich kann die plötzlich veränderten Umstände annehmen, wie sie sind und das Beste daraus machen oder ich kann sie verteufeln, verleugnen, nichts tun und auf Besserung hoffen. Fakt ist jedoch, je früher ich mich mit dem Unvermeidlichen auseinandersetze, desto eher werde ich konstruktiv damit umgehen können. Ich kann also auch agieren, statt nur zu reagieren. Ich verwende als Beispiel für nicht beeinflussbare Veränderungen gerne den Aufstieg des Video-Streamings. Das ist zwar keine Krise im eigentlichen Sinne, die Entwicklung ging schleichend voran, Streaming-Dienste wurden über die Jahre immer beliebter. Als Betreiber einer Videothek musste ich mir zwangsläufig Gedanken über meine Zukunft machen. Es half absolut nichts, das Streaming zu negieren oder dagegen zu wettern. Phrasen wie „was wäre, wenn“, „das ist unfair“, „das kann doch nicht sein“ oder „das vergeht wieder“ machen hier keinen Sinn. In Krisenzeiten kommen solche Veränderungen abrupt, umso heftiger sind die Reaktionen. Schnell trennen sich hier die Bewahrer und Erhalter von echten Game Changern.

Das chinesische Schriftzeichen für Krise setzt sich aus zwei Silben zusammen, jedes für sich gelesen bedeuten sie Chance und Gefahr. Die Gefahr ist klar: ich kann mein Business nicht mehr so weiterführen wie bisher. Die Chance liegt in den Veränderungen, zu denen ich gezwungen werde. Sie alle kennen wahrscheinlich Beispiele von Unternehmen, die dank Corona-Pandemie in Windeseile Projekte umgesetzt haben, die zuvor über Jahre diskutiert und verhindert wurden. Ich nenne nur zwei Schlagwörter: Homeoffice mit Videokonferenzen und Online-Shop.

Was konnten wir in der Steiermark beobachten? Ich glaube, sagen zu können, dass nach der anfänglichen Schockstarre zum Glück viele rasch nach Chancen gesucht haben. Wir konnten das in Echtzeit am INNOLAB der Wirtschaftskammer Steiermark miterleben. Angesiedelt am Studiengang Innovationsmanagement an der FH Campus02 unterstützt das INNOLAB seit Jahren steirische Klein- und Mittelbetriebe bei deren Weiterentwicklung und Erneuerung. Durch die finanzielle Unterstützung der WKO Steiermark und der Steiermärkischen Sparkasse sind die RESTART-UP-Begleitungen durch das INNOLAB für steirische Unternehmen kostenlos. In den Begleitungen zeigt sich jeden Tag, dass Innovation nicht nur etwas für große Unternehmen ist. Doch anfänglich muss oft mit dem Vorurteil aufgeräumt werden, man sei doch als KMU zu klein für Innovation. Das liegt in erster Linie daran, dass Innovationen oft mit hoch technologischen Entwicklungen assoziiert werden. Dabei bedeutet Innovation im Grunde nichts anderes als „Erneuerung“. Und das ist im Großen wie im Kleinen möglich. Und teils haben die Kleinen aufgrund ihrer schlanken Strukturen sogar Vorteile gegenüber den Großen.

In der Pandemie wurde das INNOLAB mit zwei wesentlichen Fragestellungen konfrontiert: der Frage nach kurzfristigem Troubleshooting und der Frage nach langfristigen, strategischen Weiterentwicklungen. Mit Troubleshooting meinen wir schnelle, kreative, teils improvisierte Lösungen, um kurzfristig zumindest einen Teil des Geschäftes zu „retten“. So wurde das traditionelle Landgasthaus in Windeseile zum á la carte-Menüservice, ein Bekleidungsgeschäft bot virtuelle Shopping-Touren mit kontaktloser Abholung oder Zustellung an, ein Physiotherapeut nimmt sich Zeit, lang ersehnte Eigenprodukte zur Gesundheitsförderung zu entwickeln, mitsamt einem tragfähigen Geschäftsmodell.

Was ist aber mit jenen, die wirklich zum Nichts-Tun gezwungen wurden. Das Busunternehmen? Das Reisebüro? Kurzfristig war kaum etwas möglich, doch haben viele vorausschauende Unternehmerinnen und Unternehmer diese Zeit genützt, um langfristig über das Unternehmen nachzudenken oder aufgeschobene Investitionen trotz, oder gerade wegen der Krise, zu tätigen. Der Aus- und Umbau des Hotels, die Überarbeitung des Reiseangebots, die Entwicklung eines neuen Produktportfolios oder gar Geschäftsmodells. Soweit möglich wurde auch in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiert. Kurzum: die erzwungene Auszeit wurde genützt, um endlich einmal lang aufgeschobene strategische Hausaufgaben zu erledigen. Sie kennen vielleicht die Geschichte vom Holzfäller, der mit einer stumpfen Säge arbeitet. Auf die Frage, warum er denn nicht die Säge schleifen würde, antwortet dieser: „Ich habe keine Zeit, ich muss Holz sägen.“ Die Krise hat viele dazu gebracht, die stumpfe Säge wieder spitz zu machen.

Also verstehen Sie diese Zeilen als Plädoyer für einen positiven Blick in die Zukunft. Und verstehen Sie diese Zeilen als Ansporn, die Potenziale im und um Ihr Unternehmen zu entdecken und zu nützen. Denn wir haben in der Steiermark viele innovative Potenziale, manchmal müssen sie nur noch zum Leben erweckt werden.