Hohe Lohnnebenkosten bremsen den Standort aus
2024 verzeichnete Österreich einen der stärksten Lohnanstiege innerhalb der Eurozone. Das führt auch zu steigenden Lohnnebenkosten. Diese sind hierzulande überdurchschnittlich hoch. Im EU-Vergleich hat Österreich den fünfhöchsten Lohnnebenkostenanteil. Wir haben uns angesehen, was das für die heimische Wettbewerbsfähigkeit bedeutet.
Zuletzt aktualisiert am 09.01.2025, 14:40
Unternehmen in Österreich sind mit einer überdurchschnittlich hohen Belastung durch Lohnnebenkosten konfrontiert. Diese machen hierzulande fast 27 % der Arbeitskosten aus. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil bei 23 %, im Schnitt der EU-27 bei 24,7 %. Ein höherer Anteil an Lohnnebenkosten führt dazu, dass die Diskrepanz zwischen den Arbeitskosten, die Arbeitgeber:innen zu tragen haben, und dem Nettogehalt, das Arbeitnehmer:innen letztlich ausgezahlt bekommen, größer wird.
Österreich hat den fünfthöchsten Lohnnebenkostenanteil in der EU
Lohnnebenkosten als Anteil an den Arbeitskosten (in %), 2023
Quelle: EUROSTAT.
Im Jahr 2024 verzeichnete Österreich einen der stärksten Lohnanstiege innerhalb der Eurozone. Während die Löhne pro Kopf laut Europäischer Kommission hierzulande um 7,3 % stiegen, fiel der Zuwachs in Deutschland mit 4,8 % und im Durchschnitt der Eurozone mit 4,3 % wesentlich moderater aus. Problematisch ist dies insbesondere deshalb, weil das Produktivitätswachstum in Österreich nicht mit dem kräftigen Lohnkostenanstieg Schritt halten konnte. Dies führte zu einer Verschlechterung der Lohnstückkostenposition und beeinträchtigte die Wettbewerbsfähigkeit auf den Exportmärkten im Vergleich zu wichtigen Mitbewerber:innen. Damit entwickelt sich die steigende Kostenbelastung zu einem strukturellen Standortnachteil, der gerade in der aktuellen konjunkturellen Schwächephase gravierende Schäden verursachen kann. Diese Sorge spiegeln auch die Ergebnisse des aktuellen WKÖ Wirtschaftsbarometers (Winter 2024) wider: So betrachten Österreichs Unternehmen die hohen Arbeitskosten als das stärkste Wachstumshemmnis. Um das Wachstum anzukurbeln, stufen 93 % der Betriebe eine Senkung der Lohnnebenkosten als wichtigste Maßnahme ein. Laut einer Analyse von EcoAustria würde sich eine Lohnnebenkostensenkung mittelfristig zu über 50% selbstfinanzieren.
FAZIT: Zusätzlich zu hohen Energiekosten und Bürokratieaufwand haben Österreichs Unternehmen auch die fünfthöchste Lohnnebenkostenbelastung in der EU zu tragen. Da die Lohnsteigerungen der letzten Jahre im EU-Vergleich nicht nur überdurchschnittlich hoch ausgefallen sind, sondern auch über dem Produktivitätswachstum lagen, hat sich Österreichs Wettbewerbsfähigkeit erheblich verschlechtert. Die hohe kostenseitige Belastung der Betriebe entwickelt sich immer mehr zu einem strukturellen Standortproblem. Eine Absenkung der Lohnnebenkosten würde eine spürbare Entlastung bringen und wäre eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber:innen, Dienstnehmer:innen und den Wirtschaftsstandort Österreich.
Links:
Wirtschaftsbarometer WKÖ
Wirtschaftsbarometer WKO Steiermark