Wie die Steiermark ein unternehmerisches Land bleibt: #6 ARBEITSMARKT

Die demografische Entwicklung hat deutliche Auswirkungen auf den heimischen Arbeitsmarkt. Bis 2040 werden in der Steiermark 50.610 Personen weniger dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen als heute. Schon jetzt ist der Arbeits- und Fachkräftemangel in vielen Bereichen – von der Wirtschaft über die Bildung bis hin zum Gesundheitsbereich – spürbar, mehr als 100 Berufe gelten mittlerweile als Mangelberufe.

Zuletzt aktualisiert am 03.12.2024, 16:28

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Um unseren Wohlstand zu erhalten ist es daher umso wichtiger, das zukünftige und vorhandene Arbeitskräftepotenzial bestmöglich zu entwickeln bzw. zu mobilisieren. Dafür braucht es in der Steiermark ein Maßnahmenbündel, das sich über den Bildungsbereich bis hin zu einer internationalen Fachkräfteoffensive erstreckt.

Konkrete Vorschläge und Maßnahmen zum Thema Arbeitsmarkt:

Berufliche Bildung – stets am Puls der Zeit

  • Gleichwertigkeit von schulisch-akademischer und beruflicher Bildung weiter vorantreiben!
    Im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) wurde die Meisterqualifikation und der Abschluss eines Bachelorstudiums demselben NQR-Qualifikationsniveau zugeordnet. Um die Gleichwertigkeit beruflicher und schulischer/akademischer Bildungswege auch auf Finanzierungsebene zum Ausdruck zu bringen, bedarf es jedoch einer bundesweit einheitlichen, möglichst unbürokratischen Regelung.
  • Überbetriebliche Lehre praxisorientierter gestalten!
    Die überbetriebliche Lehre (ÜBA) hat sich in Zeiten des Lehrplatzmangels der frühen 2010er Jahre als probates arbeitsmarktpolitisches Instrument gezeigt, um jungen Menschen mit bildungstechnischen Defiziten eine Ausbildung zu ermöglichen. Seither hat sich der Lehrlingsmarkt jedoch fundamental verändert. Aus einem Überhang an Lehrstellensuchenden wurde im privaten Lehrlingsmarkt ein eklatanter Mangel, wodurch nunmehr der Fokus von der mehrjährigen ÜBA auf eine unternehmensnahe Kurzform gelegt werden muss.

Arbeitsmarktagenda 2024+

  • Kooperatives Budget des Landes stärker auf Qualifizierung fokussieren!
    Die Beteiligung des Landes an den Maßnahmen des AMS sollte einerseits monetär ausgeweitet und andererseits inhaltlich stärker auf wirtschaftsnahe Maßnahmen fokussiert werden. Andere Bundesländer wie z.B. Oberösterreich können diesbezüglich als „Best Practice“ herangezogen werden. Zukünftig muss ein noch größerer Schwerpunkt auf die Qualifizierung von Fachkräften gelegt werden.
  • Arbeitsplatznahe Qualifizierung (AQUA und Implacement-Stiftungen) weiter ausbauen!
    In der Steiermark werden Qualifizierungsmaßnahmen in Kooperation mit Unternehmen im Rahmen von AQUA (Arbeitsplatznahe Qualifizierung) sowie von Implacement-Stiftungen sehr erfolgreich umgesetzt. Aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktsituation und dem hohen Arbeitsmarkterfolg gehören diese Instrumente weiter gestärkt und ausgebaut. Diese Programme bieten Unternehmen die Chance – in relativ kurzer Zeit – für ihre individuellen Anforderungen auszubilden und qualifiziertes Personal zu erhalten.
  • Aus- und Weiterbildungsschwerpunkte am Puls der Zeit setzen!
    Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den zukünftigen Arbeitsmarkt (Berufsfelder und Tätigkeitsprofile) werden vielfältig sein. Es gilt nicht nur die Arbeitnehmer:innen fit für den Wandel zu machen, sondern auch die österreichischen KMU in ihren Digitalisierungsprojekten zu unterstützen (Fortführung Digital Innovation Hub Süd) und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
  • Qualifizierung für Beschäftigte – EU-Drittmittel in Anspruch nehmen!
    Mit der Qualifizierungsförderung für Beschäftigte (QBN) werden Weiterbildungen von gering qualifizierten und älteren Arbeitskräften unterstützt, um ihre Kompetenzen zu verbessern und zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze beizutragen. In diesem Zusammenhang sollten die aktuellen Förderrichtlinien dringend an die Anforderungen der Unternehmen (flexiblere Förderung der Personalkosten) angepasst werden. Zugleich könnte hinsichtlich der Finanzierung – ähnlich wie in Kärnten – der Just Transition Funds (JTF/ESF+) für die Qualifizierung von Arbeitnehmer:innen in Unternehmen genutzt werden.
  • Förderung für Weiterbildungsmaßnahmen Erwachsener im Sinne der Fachkräftesicherung andenken!
    Lebensbegleitendes Lernen ist eine Grundvoraussetzung, um den aktuellen und zukünftigen Anforderungen der Arbeitswelt gerecht werden zu können. Im Sinne der Fachkräfte- und Arbeitsplatzsicherung braucht es daher Fördermaßnahme für Erwachsenenbildungsangebote, die sich am Bedarf der heimischen Wirtschaft orientieren.
  • Überregionale Vermittlung vorantreiben!
    Die Mobilisierung des vorhandenen Arbeitskräfte-Potenzials soll durch eine verstärkte überregionale Vermittlung durch das AMS weiter ausgebaut werden. Konkret soll dabei die Nachfrage der Betriebe mit dem Angebot an Arbeitskräften innerhalb der steirischen Regionen bzw. über die Bundesländergrenzen noch intensiver zusammengeführt werden.
  • Projekt „Styriamat“ als Impuls für stärkere Kompetenzorientierung nutzen!
    Den Ansatz, (zukünftige) Beschäftigte in ihrer Qualifikationsentwicklung stärker an ihren konkreten Kompetenzen und weniger an ihrer formellen Qualifikation zu messen, unterstützen wir. In diesem Zusammenhang würden wir uns auch eine stärkere Kundensegmentierung innerhalb des AMS wünschen. Damit würde der Mitteleinsatz des AMS entscheidend optimiert werden können.
  • Erwerbstätigkeit für ältere Arbeitskräfte attraktivieren!
    Vor dem Hintergrund der dramatischen demografischen Entwicklungen sollen sowohl für selbständige wie unselbständige Erwerbstätige die Kranken- und Pensionsversicherungsbeiträge für das Arbeiten nach dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter entfallen.
  • Kontingentplätze erhöhen und administrative Hürden bei der Rot-Weiß-Rot-Card abbauen!
    Aufgrund des eklatanten Mitarbeiter:innenmangels im Tourismus wäre eine deutliche Erhöhung des Saisonkontingents sowie eine liberalere Regelung der Überziehung des Kontingentrahmens in Spitzenmonaten sowie die Verkürzung der dreijährigen Wartezeit für einen Stammsaisoniersplatz angezeigt. Hinsichtlich der Rot-Weiß-Rot-Card ist eine vollständige Digitalisierung des Verfahrens samt digitaler Antragstellung sowie der Aufbau einer Datenbank von Ausbildungen umzusetzen. Daneben gilt es – ähnlich wie in Deutschland –, rasch eine eigene „Westbalkanregelung“ einzuführen.
  • Internationales Recruiting ausbauen (Internationale Fachkräfte-Offensive und EURES)!
    Die gezielte Anwerbung von ausländischen Fachkräften soll basierend auf der internationalen Fachkräfte-Offensive der WKO, der Austrian Business Agency und dem EURES Programm auch mit steirischen Schwerpunkten entlang unserer Stärkefelder angereichert werden.

 

FAZIT: Eine zukunftsweisende Arbeitsmarktpolitik

  • sichert eine qualitätsvolle Grund-, Aus- und Weiterbildung unter Berücksichtigung der jeweiligen Talente,
  • unterstützt den wirtschaftlichen Fortschritt durch Berücksichtigung aktueller und zukünftiger Trends
  • und stärkt ganz selbstverständlich Kompetenzen wie Leistungsbereitschaft, Selbständigkeit und Eigenverantwortung.

 

Das vollständige Forderungspapier ist hier abrufbar und enthält Anliegen in den Themenbereichen:

  • Umwelt- und Energierecht
  • Energieversorgung
  • Infrastruktur für Alternativenergie
  • Investitionsklima
  • Einbindung der Sozialpartner
  • Landesstrategien sowie Sachprogramme.